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15.01.2013

Meine Mutter ruft mich, ich soll ins Wohnzimmer kommen. Dort sitzt sie auf der Couch und ist dabei sich ihre Haare zu flechten. Wieder fällt mir auf, wie schön und gesund sie aussehen, im Gegensatz zu meinen.
"Was ist denn?" Ehrlich gesagt habe ich jetzt schon keine Lust auf unsere noch bevorstehende Unterhaltung, immer wenn sie etwas von mir will ist es total nervenaufreibend. "Ich habe mit deinem Vater über die Sache von vorhin geredet", fängt sie an, sie schaut nicht einmal in meine Richtung dabei. "Und ich habe ihm gesagt, dass er das klären soll, bis dahin werde ich nur eine Mahlzeit am Tag zu mir nehmen, damit er sieht wie ernst mir das ist. Entweder er schafft es, oder ich lande im Krankenhaus."
Ich brauche eine ganze Weile um das, was sie gesagt hat zu begreifen. Wer erwartet denn bitte sowas von seiner Mutter? "Kannst du dir nicht bitte eine andere Methode aussuchen? Ich will nicht, dass es dir schlecht geht, außerdem hast du gesagt, du nimmst nicht mehr ab? Hältst du dich auch bitte mal daran?" Ich werde sauer, versuche es meiner Mutter nicht anmerken zu lassen, da sonst das gleiche wie sonst wenn ich austicke passiert und sie nicht mehr zu mir spricht oder so tut als wäre ich ein Monster.
Eine Weile kommt von ihr nichts, sie flechtet sich nur in aller Ruhe ihre Haare, die ich ihr im Moment am liebsten ausreißen würde. "Schatz, du weißt doch, sonst macht dein Vater das nicht. Er soll wissen, dass ich das ernst meine." - "Ich wette er würde dich auch sterben lassen, Mama, das ist dem doch egal." Dazu dass sie nicht weiter an Gewicht verlieren wollte äußert sie sich gar nicht erst. Langsam fange ich an, auch an ihrem Verstand zu zweifeln, sie ist ja wirklich ein super Vorbild.


Ich fühle mich wie ein Roboter, ich merke wie kalt und unecht ich bin, während sich alle anderen vom äußerlichen täuschen lassen. Diese Idioten. Nur weil ich meine Mundwinkel nach oben verziehe, heißt es nicht dass ich ein glückliches Mädchen bin. Aber so sind wir Menschen, wir sehen das was andere wollen dass wir sehen. Wenn ich denn mal etwas fühle, dann ist es Wut, Trauer oder Enttäuschung. Irgendwann baute ich mir ein Schutzwall auf, damit ich nicht immer verletzt werde, was ständig  passiert wenn man so ein Sensibelchen ist. Das Problem an diesem Schutz ist nur, dass ich anfange mich abzukapseln, ich bin für keine positive Gefühlsregung wirklich empfänglich. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wann ich das letzte Mal gelacht habe und damit meine ich nicht dieses kurze gespielte Lachen um zu zeigen, dass ich kein emotionsloser Stein bin. Wann habe ich das letzte Mal etwas wirklich lustig gefunden? Oder seltsam? Wann wundere ich mich überhaupt mal über irgendwas? Hierzu fällt mir ein Zitat von Albert Einstein wieder ein.
Wer sich nicht mehr wundern kann, ist seelisch bereits tot. Bin ich schon tot oder bin ich gerade erst dabei zu sterben?
Menschen sind so enttäuschend. Auch wenn es bei manchen anfangs nicht den Anschein erweckt hat, letztendlich enttäuschen einen alle. Vielleicht habe ich auch nur zu hohe Erwartungen. Ich erwarte, dass alle so sind wie ich. Doch ich vergesse immer wieder, dass nicht jeder auf dieser dreckigen Welt so sensibel ist wie ich. Schade eigentlich.
Also wie gesagt, ich fühle mich emotional abgeflacht, ich fühle mich nur recht glücklich und geborgen, wenn ich mit Lia schreibe. Du bist so wunderbar, dank dir fühle ich mich schon viel leichter, so viel Last bin ich losgeworden, und das nur weil wir jeden Tag schreiben.
Aber wenn ich andere Menschen sehe und reden höre, fühle ich mich ihnen überlegen, weil mir bewusst wird, wie zurückgeblieben sie alle sind. Das ist eine gemeine, aber für mich äußerst angenehme Gefühlsregung.
PS: Es tut mir Leid, wenn ich zu viel poste. Aber mir geht viel durch den Kopf.

5 Kommentare:

  1. ich danke DIR,dass du dir jeden tag aufs neue die mühe machst und mir antwortest,danke dass du da bist und dass du mir vertraust. dass ich dir vertrauen kann. danke dass du so wunderbar bist und rede wenn dir danach ist ja? ♥ -L

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  2. omg, ich bin grade richtig geschockt. was hat deine mutter vor?! wie kann man menschen nur auf so eine art unter druck setzen?! ich kenne deine situation zu wenig, um da groß urteilen zu können, aber das hört sich echt nicht gut an... hast du schonmal überlegt von zu hause auszuziehen? meine beste freundin hat das mit 17 gemacht und es war das beste damals.

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  3. trotzdem würde ich mal behaupten, dass es nicht der richtige weg ist sowas zu erzwingen, kp, das hört sich einfach hart an. du könntest aber vorher schon in so ne art betreutes wohnen oder? ich weiß nicht genau wie das da läuft, aber ich meine man kann immer in so eine wohngruppe und ab 16 eben allein betreut wohnen. ach kp, ich weiß es nicht mehr.

    lassen deine eltern sich scheiden? :/

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  4. hm, ja ich verstehe dich :) hat halt beides vor- und nachteile.

    die ideen sind an sich ganz gut, aber irgendwie sind das genau die belohnungen, die ich sowieso nicht einhalte, weil das so sachen sind, die ich spontan oder im endeffekt gar nicht mehr mache. aber mir ist was eingefallen! ich hol mir ne langhantel, hoho.

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  5. Hallo :D
    Vielen Dank für deinen Kommentar! :3
    Wir wohnen im Norden von Hiroshima ken. Ganz, ganz ländlich.

    Ich habe auch oft zu hohe Erwartungen an meine Mitmenschen und bin dann letztendlich enttäuscht, weil sie sich anders verhalten.
    Ich weiss nichts über deine Situation, aber man sollte versuchen, die Menschen die einem nicht gut tun nicht zu sehr zu beachten... :/

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